Rechengebäude KA Soers
Im Jahre 1994 wurde als erste Reinigungsstufe auf der Kläranlage Aachen-Soers eine einstraßige Rechenanlage, bestehend aus einem Grobrechen und einem Feinrechen, für 2.988 l/s Trockenwetterzulauf in Betrieb genommen. Nach 20 Jahren Dauerbetrieb mussten die maschinen- und elektrotechnischen Anlagenteile erneuert werden. Die Erfahrungen der letzten zwei Jahrzehnte hatten gezeigt, dass die einstraßige Ausbildung des Trockenwettergerinnes in der vorliegenden Form verfahrenstechnisch kritisch zu beurteilen ist, da im Reparaturfall oder anderen Störfällen die zu eliminierenden Feststoffe in den Reinigungsprozess der Kläranlage gelangen und dort zu Folgeproblemen führen.
Erste Überlegungen betrachteten die Erweiterung des Bestandes um eine zusätzliche Trockenwetterstraße. Die statischen Prüfung des Rechengebäudes und Bewertung der Randbedingungen, wie Strömungssituationen und Kraneinbauten, ergaben, dass die vorhandene Halle abgerissen und an gleicher Stelle wieder aufgebaut werden musste. Da es sich hierbei um Bauen unter Beibehaltung des Betriebs handelt, die Anlage dort nicht optimal platziert war und mit großen finanziellen Unwägbarkeiten zu rechnen war, wurde die Alternative eines Neubaus zwischen dem Regenüberlaufbecken (RÜB) vor der Kläranlage und dem jetzigen Rechengebäude untersucht.
Langfristige verfahrenstechnische und organisatorische Gründe gaben letztendlich den Ausschlag dafür , die Rechenanlage vor der Kläranlage neu zu errichten. Im Zuge dieser Neubauüberlegung konnten auch verfahrenstechnische Einheiten wie eine Annahmestelle für Abwasser aus Chemietoiletten, eine Kanalsandannahmestelle und ein Steinfang umgesetzt werden.
Abbildung: Baustelle des neuen Rechengebäudes an der Zufahrt zur Kläranlage Aachen-Soers gegenüber der Aachener Stadtgärtnerei
Die neue Rechenanlage besteht jetzt aus einer dreistraßig betriebenen Grob- und Feinrechenanlage. Alle drei Straßen können jeweils 50 % des maximalen Zulaufs von 2.988 l/s aufnehmen, sodass bei Ausfall einer Straße die komplette Zulaufmenge zu 100% behandelt werden kann. Die Redundanz dieser Anlage setzt sich konsequent in der Fördertechnik und anderen Anlagenkomponenten fort.
Nach europaweiter Ausschreibung und Beauftragung konnte die beauftragte Baufirma Anfang August 2013 mit den Bauarbeiten beginnen. Der Einsatz des Kampfmittelräumdienstes stellte nach ca. 3.000 laufenden Meter Bohrung die Kampfmittelfreiheit fest. Hiernach wurden 106 Pfähle eingebracht, die das gesamte Bauwerk tragen. Bis zum Jahresende waren Umlegungsarbeiten der Regenwettergerinne, nachfolgende Hallenkonstruktionen und die Bodenplatte der dreistraßigen Rechenanlage fertig gestellt.
Ursprünglich war geplant, das neue Rechengebäude im Frühjahr 2015 in Betrieb zu nehmen. Die Inbetriebnahme erfolgte nun aber bereits im Oktober 2014. Zeitgleich mit der Inbetriebnahme des neuen Rechengebäudes fand der maschinentechnische Rückbau der vorhandenen Rechenanlage statt.
Fertiggestelltes Rechengebäude
Innernansicht des fertiggestellten Rechengebäudes