Sonderbauwerke

Die Ableitung von Schmutz- und Regenwasser ist eine Hauptvoraussetzung für die Aufrechterhaltung der Hygiene und auch für den Schutz vor Einstau von Wasser, etwa bei heftigen Regenfällen, in besiedelten Gebieten. Dies ist jedoch nicht alleine mit Kanälen zu bewältigen, die dieses Wasser in das nächste Gewässer einleiten. Schmutzwasser gehört in die Kläranlage, nur das Niederschlagswasser kann, erforderlichenfalls vorbehandelt, in ein Gewässer eingeleitet werden. Dazu benötigt man getrennte Kanäle. Es gibt jedoch auch besiedelte Gebiete, in denen ein Mischsystem besteht. Hier fließen Schmutz- und Regenwasser in einem Kanal der Kläranlage zu. Das kann bei starken Regenfällen dazu führen, dass die Kläranlagenkapazität nicht ausreicht. Rückhaltungen sind erforderlich. Außerdem gibt es Gebiete, deren Entwässerungskanäle die Kläranlage nicht in freiem Gefälle erreichen kann und gepumpt werden muss.

Um die sich daraus ergebenden Probleme und Anforderungen handhaben zu können, gibt es im Bereich der Siedlungswasserwirtschaft eine Vielzahl von so genannten "Sonderbauwerken", die hier vorgestellt werden: 
  

1) Pumpwerke (PW):
Fließt das Abwasser nicht im freien Gefälle zur Kläranlage, muss es mittels Pumpwerken angehoben werden.
Dies kann durch nass- oder trocken aufgestellte Pumpen oder bei niedrigen Höhen durch Schneckenpumpen erfolgen.
Eine Besonderheit ist die Drucklufthebeanlage. Hier wird das Abwasser in einem Kessel gesammelt und mittels Druckluft weiter gefördert.

Trockenwetterpumpen PW Setterich 2

Trockenwetterpumpen des Pumpwerks Setterich-Adenauerring

2) Stauraumkanal (SK):
Um im Regenwetterfall das Abwasser gedrosselt zur Kläranlage zu fördern, nutzt man Stauraumkanäle zum Zwischenspeichern. Der Abfluss des SK wird über eine Drosseleinrichtung geregelt. Gelangt bei Regenwetter zuviel Abwasser in den SK, wird dieser über einen Beckenüberlauf in ein nahegelegenes Gewässer entlastet.

Stauraumkanal 5

Verlegung von Stauraumkanal

3) Regenüberlaufbecken (RÜB):
RÜB haben dieselben Aufgaben wie ein SK, können allerdings im Haupt- und im Nebenschluss betrieben werden. Der Vorteil des RÜB ist, dass das überlaufende Abwasser durch Sedimentation bereits mechanisch gereinigt in ein naheliegendes Gewässer gelangt.

RÜB Aachen-Soers

Regenüberlaufbecken an der Kläranlage Aachen-Soers

4) Regenrückhaltebecken (RRB):
Regenrückhaltebecken werden dort eingesetzt, wo kein geeignetes Gewässer zur Mischwasserentlastung  (Regen- und Schmutzwasser) vorhanden ist. Sie besitzen ein so großes Speichervolumen, dass keine Entlastung in ein nahegelegenes Gewässer stattfindet. Sie besitzen lediglich einen Notüberlauf.

5) Regenklärbecken (RKB):
Regenklärbecken gibt es  nur in der Trennkanalisation. Das Niederschlagswasser wird mechanisch vorgereinigt und einem nahegelegenen Gewässer zugeführt. Nach Abklingen des Regenereignisses wird das im Becken zurückgehaltene, stark verschmutzte Regenwasser über den Schmutzwasserkanal abgeleitet.

6) Regenüberlauf (RÜ):
Der RÜ ist eine Entlastungsschwelle im Kanal. Diese wird überströmt, wenn eine maximale Füllhöhe im Kanal überschritten wird. Das abgeschlagene Wasser gelangt entweder direkt und/oder über ein Speicherbecken in ein nahegelegenes Gewässer.

7) Retentionsbodenfilter (RBF):
In Retentionsbodenfiltern wird das bei Starkregenereignissen aus Regenüberlaufbecken, Stauraumkanälenen etc. entlastete Mischwasser einer weiteren Reinigung unterzogen. Dabei durchfließt das Mischwasser eine Sandfilterschicht und wird anschließend dem Gewässer zugeleitet. Retetionsbodenfilter werden in besonders sensiblen Flusseinzugsgebieten eingesetzt. Weitere Erläuterungen zu Retentionsbodenfiltern finden Sie hier.

RBF Konzen

Retentionsbodenfilter an der Kläranlage Konzen