Das WAVE-Projekt
Klimawandel — Europäische Zusammenarbeit in der Wasserwirtschaft
Der Wasserverband Eifel-Rur hat sich zusammen mit Partnern aus den Niederlanden, England, Belgien und Frankreich zu einem Projekt namens „WAVE“ zusammengeschlossen, das von der EU mit Fördermitteln für wasserwirtschaftliche Planungs- und Ausführungsmaßnahmen unterstützt wird. Ein Hauptaugenmerk der Förderung liegt auf dem Thema Klimawandel.
Insgesamt sechs Teilnehmer aus fünf Nationen werden vielfältige Projekte aus der Wasserwirtschaft unter dem Sammelbegriff WAVE einbringen. WAVE steht für „Water Adaption is Valuable for Everybody“, sinngemäß: Die Anpassung der Wasserwirtschaft ist wertvoll für Jedermann.
Der WVER lässt sich dabei von dem Gedanken leiten, dass sich das Klima ohne Rücksicht auf Landesgrenzen wandelt. Deswegen ist die europäische Zusammenarbeit auch bei den Auswirkungen der Veränderungen auch auf das Wasser geboten. Wasserverbände können dabei den Klimawandel zwar nicht aufhalten, aber sie können die Folgen für die Bevölkerung erträglich machen.
Beim WAVE-Projekt, das bis 2013 läuft, geht es um Themen wie regionale Risikoanalyse des Klimawandels, Erstellung wasserwirtschaftlicher Berechnungsmodelle im Hinblick auf die Folgen der klimatischen Veränderungen, Schaffung von Retentionsräumen und Überschwemmungsflächen, aber auch um den Umgang mit längeren Trockenheiten und dem steigenden Meeresspiegel.
Außerdem sind die Klimafreundlichkeit bei wasserwirtschaftlichem Handeln, eine bessere Berücksichtigung der Ressource Wasser bei der Raumplanung und die Bewusstseinsschaffung in der Bevölkerung Bestandteile des Projektes. Die einzelnen Partner stellen sich dabei ihre Einzelmaßnahmen und Strategien gegenseitig vor und machen ihr zum Teil unterschiedliches Know-how für die jeweils Anderen nutzbar.
Einzelprojekte des WVER in WAVE
1.) Rund um den Rur-Altarm „Rentnersruh“
Der Wasserverband Eifel-Rur bringt mehrere Einzelprojekte in WAVE ein. Zum einen soll die Möglichkeit eines Anschlusses des Altarms „Rentnersruh“ an die Rur auf dem Gebiet der Stadt Hückelhoven geprüft werden.
Dadurch würde nicht nur eine natürliche Gestalt des Flusses wiederhergestellt. Zugleich würde auch eine Steigerung der Attraktivität als Naherholungsgebiet erzielt.
Damit verbunden ist eine Machbarkeitsstudie zur klimafreundlichen Nutzung von Grün- und Holzschnitt aus der Gewässerunterhaltung als Biomasse für die Energiegewinnung. Ebenso wird untersucht, inwieweit die örtliche Landwirtschaft an der Gewässerunterhaltung mit beteiligt werden kann. In diese ganzheitliche Planung soll auch die „Stiftung Rheinische Kulturlandschaft“ mit einbezogen werden.
Mögliche Planung für den Anschluss des Ruraltarms „Rentnersruh“ (Ist-Zustand oben und Planungszustand unten) bei Hückelhoven im Kreis Heinsberg.
2.) Totholz in den Fluss
Weiterhin soll im Mittellauf der Rur in einem bestimmten Abschnitt eine Einbringung von großem Totholz in den Fluss erfolgen. Dadurch wird die Strömung so beeinflusst, dass das Gewässer sich selbst zu einem naturnahen Zustand zurückentwickelt. Auf den Einsatz schwerer Maschinen zur Herstellung renaturierter Gewässerstrecken kann dann verzichtet werden, entsprechend wird die CO2-Bilanz verbessert.
Gezielt einebrachtes Totholz in der Rur
3.) Biber, Mensch und Klima am Mühlenteich
Im Düren-Jülicher Land versorgen alte, künstlich angelegte Wasserläufe bis heute noch Unternehmen mit Wasser. Diese sind in der Region als „Mühlenteiche“ (Mühlengräben) bekannt, weil sie teilweise eingedeicht sind und höher liegen als das umgebende Land. Einer dieser „Teiche“ ist der Krauthausen-Jülicher Mühlenteich.
Biber und andere Tiere mögen es, sich in die Deiche entlang dieser Wasserläufe einzugraben. Da der Biber in Europa geschützt ist, kommt es damit zum Konflikt mit den Anforderungen des Hochwasserschutzes. In der Vergangenheit mussten einige Deichabschnitte immer wieder ausgebessert werden, denn das Wasser konnte durch die Bibergänge hindurchsickern. Dadurch bestand die Gefahr der Überschwemmung anliegender landwirtschaftlicher Flächen. Außerdem quert der Mühlenteich eine Bahnlinie, deren Sicherheit natürlich höchste Priorität besitzt.
Der WVER untersuchte den besten Weg der Instandhaltung und berücksichtigte die Interessen von Mensch, Tier und Umwelt. Außerdem untersuchte der WVER, ob der Wasserabfluss im Krauthausen-Jülicher Mühlenteich durch den Klimawandel betroffen wäre. Die Teilhabe des WVER am europäischen AMICE-Projekt, das systematisch die Auswirkungen des Klima-Wandels untersuchte, wurde dabei zuM Vorteil. Die Instandhaltungsmaßnahmen am Mühlenteich waren deswegen die ersten, bei denen Aspekte der Anpassung an das Klima schon während der Planungsphase untersucht wurden.
Die Umsetzung des Projekts wurde zum regelrechten Kraftakt: Der Vertrag zur Renovierung der Deiche wurde Ende April 2013 geschlossen, und die Baumaßnahme selbst musste aufgrund der Vorgaben der EU-Förderung bis Ende Juni 2013 bereits abgeschlossen sein.
Neu aufgebauter Deich am Krauthausen-Jülicher Mühlenteich
Die Partner im WAVE-Projekt
Im WAVE-Projekt haben sich neben dem WVER die niederländischen Wasserverbände „Regge en Dinkel“ sowie „Groot Salland“, die Wasserbehörde der Kreisverwaltung von Somerset (England), die staatliche flämische Umweltagentur in Antwerpen und die staatliche Umweltagentur des Flusses Vilaine (Bretagne) zusammengeschlossen. Das Projekt hat ein finanzielles Gesamtvolumen von 11 Millionen Euro. Die EU übernimmt davon im Rahmen ihrer Regionalförderung für Nordwest-Europa einen Förderanteil von 50 %.
Weitere Informationen erhalten Sie auf der WAVE-Projektseite