Hochwasserrückhaltebecken
Stellen Sie sich vor, Sie wohnen in einem Ort oder einen Stadtteil, in dem ein kleiner Bach an Ihrem Haus vorbeiplätschert. Und dann setzt heftiger Regen ein. Der vormals so beschauliche Bach schwillt immer mehr an und tritt schließlich über die Ufer. Das Wasser ergießt sich über die Wiese, über die Straße und fließt vielleicht auch in Ihren Keller!
Besteht eine solche Gefahr, müssen Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Eine davon sind so genannte Hochwasserrückhaltebecken (HRB). Diese werden vor Ortslagen errichtet und sollen im Zweifelsfall soviele Wassermengen zurückhalten, dass der Bach im weiteren Verlauf keine Bedrohung mehr darstellt. Diese Becken sind oft daran zu erkennen, dass sie von Wällen umgeben sind und sich der Bach möglichst naturnah darin schlängelt. Am Ende ist ein Auslaufbauwerk, das entweder von seiner Dimension schon darauf ausgelegt ist, nur eine bestimmte Höchstmenge durchzulassen, oder das durch Schieber reguliert werden kann. Übersteigt das Wasser im Bach diese Höchstmenge, bleibt alles, was darüber hinausgeht, im Becken zurück. Nur eine für den weiteren Unterlauf unschädliche Wassermenge fließt ab. Beruhigt sich die Witterung, läuft das Becken nach und nach wieder leer, um Schutz für das nächste Starkregenereignis zu bieten.
Da man Becken natürlich nicht für alle möglichen Hochwässer dimensionieren kann, ist als Bemessungsgrenze ein statistisch einmal in 100 Jahren an der entsprechenden Stelle vorkommendes Hochwasser festgelegt worden (bei älteren Becken war es noch eine 50-Jährlichkeit).
Abbildung 1: Das Hochwasserrückhaltebecken im Vordergrund schützt die dahinter liegende, kleine Ortschaft Konzendorf für einem ungebremsten Anstieg des Konzendorfer Baches
Aufgabe der Becken ist es übrigens nicht, die Wasserführung in einem Gewässer auch bei heftigen Regenfällen konstant niedrig zu halten. Dies entspräche auch nicht dem natürlichen Zustand. Die Wassermenge wird nur soweit reduziert, dass der Bach in der zu schützenden Ortslage nicht über die Ufer tritt und Schäden anrichtet. Randvoll darf das Gewässer entsprechend der Heftigkeit des Regens dabei schon sein. Würde man jetzt die Schieber zudrehen, würde das Becken sich zu schnell füllen und sogar überlaufen. Dieser Überlauf wäre dann unkontrollierbar; das Becken hätte seine Funktionsfähigkeit verloren. Deswegen werden auch die Bachläude unterhalb der Becken bei starkem Regen weiter anschwellen. Dies ist dann aber völlig in Ordnung, solange das Gewässer nicht über die Ufer tritt.
Die Becken werden vom WVER mit Messpegeln elektronisch überwacht, die Daten sind für den Verband jederzeit verfügbar. Außerdem machen sich auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verbandes selbst ein Bild von der Lage vor Ort, sobald ein Becken einen Einstau zeigt.
Abbildung 2: Schema des HRB-Leitsystems, mit dem die relevanten Daten für ein Becken elektronisch erfasst werden