08.12.2014:
Verbandsversammlung zum Jahresabschluss 2014
Bei der heutigen Verbandsversammlung des Wasserverbandes Eifel-Rur (WVER) im „Haus der Stadt“ in Düren zum Jahresabschluss 2014 nahmen die Delegierten der Verbandsmitglieder die Berichte des Verbandsratsvorsitzenden Paul Larue, Bürgermeister der Stadt Düren, sowie des Vorstandes Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Firk über die Tätigkeiten von Verbandrat und Verband im ablaufenden Jahr entgegen.
Ebenso erteilten sie dem Vorstand Entlastung für das Wirtschaftsjahr 2013. Des Weiteren beschlossen sie die neue Fünfjahresübersicht sowie den Wirtschaftsplan für das kommende Jahr 2015.
Verbandstätigkeiten im Jahre 2014
Aufgaben des Verbandes
Der Wasserverband Eifel-Rur (WVER) ist im deutschen Einzugsgebiet für Kernaufgaben der Wasserwirtschaft wie Abwasserreingung, Fließgewässerunterhalt, Hochwasserschutz und die Regulierung des Wasserflusses zuständig. Dazu betreibt er 44 Kläranlagen, 795 mit der Abwasserreinigung in Zusammenhang stehende Sonderbauwerke, sechs Talsperren und 54 Hochwasserrückhaltebecken. Außerdem unterhält er ca. 1.900 Kilometer Fließgewässer.
Wasserwirtschaftliche Grundlagen
Die Lufttemperaturen im Wasserwirtschaftsjahr 2014 (November 2013 bis Oktober 2014) waren im Jahresverlauf insgesamt höher als die langjährigen Mittelwerte. Das Winterhalbjahr war dabei sehr warm und nur von wenigen Frosttagen geprägt. Damit setzt sich eine Tendenz der letzten Jahre fort. Lediglich der Monat August zeigt signifikant unterdurchschnittliche Temperaturen.
Auch die Niederschläge entwickelten sich unter-durchschnittlich. Im Jahresverlauf fielen statt der durchschnittlichen 751,3 mm nur 627,8 mm Regen. Lediglich die Monate Mai und August zeigten überdurchschnittliche, der Monat Juli sogar deutlich überdurchschnittliche Niederschläge. Besonders der Monat März präsentierte sich sehr regenarm.
Die Talsperrenzuflüsse blieben im Jahresverlauf ebenfalls unterdurchschnittlich. Gerade die Frühjahrsmonate, in denen die Talsperren dank reduzierter Hochwasserschutzräume Wasser ansammeln dürfen, brachten nur eine geringe „Wasserernte“, die auch durch die niederschlagsreichen Monate Juli und August nicht ausgeglichen werden konnten. So ergab sich ein deutliches Defizit. Anstelle der durchschnittlichen 363,6 Mio. m³ flossen den Talsperren nur 289,2 Mio. m³ zu.
Starkregentage im Sommer
Der Sommer war von einigen Starkregenereignissen geprägt, die stellenweise zu Problemen und Überschwemmungen führten. Dabei ereigneten sich die meisten in einem mittleren Streifen des Verbandsgebiets am Übergang zwischen der Eifel zum Flachland. Betrachtet man im Verbandsgebiet die Regentage mit einem Niederschlag von mehr als 10 mm in den Sommerhalbjahren, so lassen sich in den langfristigen Messungen wellenhafte Schwankungen mit Hochpunkten in den 30er, 50er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts beobachten. Die Bandbreite insgesamt bewegte sich zwischen 6 und 20 solcher Regentage in den Sommermonaten. Für das Berichtsjahr sind 16 solcher Regentage festzustellen. Dies ist zwar eine hohe, aber nicht außergewöhnliche Anzahl. Die Messdaten insgesamt weisen einen steigenden Trend um rund einen Regentag pro hundert Jahren auf. Daraus lässt sich folgern, dass Effekte des Klimawandels im Vergleich zu den natürlichen Schwankungen gering sind.
Entwicklung des Niederschlags
Der Wasserverband Eifel-Rur untersucht die zukünftigen Witterungsentwicklungen, auch unter dem Aspekt des Klimawandels. Dabei ist er Teil von EU-geförderten Projekten wie AMICE (Anpassung an den Klimawandel im Maaseinzugsgebiet) und DROP (Anpassung an längere Trockenperioden in Nordwesteuropa). Bei AMICE wurde unter anderem die Entwicklung des Niederschlags ent-sprechend verschiedener wissenschaftlicher Klimamodelle im Einzugsgebiet der Rur untersucht. Mittelt man die Ergebnisse, so ist mit einem leichten Anstieg des Regens zu rechnen. Dies entspricht auch dem Trend, der sich aus den tatsächlichen Messwerten generieren lässt. Ein signifikantes Ergebnis der Untersuchungen im Rahmen der genannten EU-Projekte zeigt, dass die Niederschläge in den Sommer- und den Wintermonaten auseinanderlaufen, d. h. das Niederschlagsverhalten ändert sich. Im Wesentlichen liegen die Erwartungen im WVER-Einzugsgebiet in Übereinstimmung mit den Entwicklungen in Nordrhein-Westfalen. Lediglich für den November kann für NRW mehr, für das WVER-Gebiet weniger Regen prognostiziert werden. Langfristig ist mit einem starken Anstieg der Niederschläge im März zu rechnen, mit einer deutlichen Verringerung jedoch im August. Bezüglich der wasserwirtschaftlichen Notwendigkeiten bedeutet dies für den WVER, dass er die Betriebspläne seiner Talsperren überprüfen muss, um ihre Steuerung zu optimieren, besonders auch im Hinblick auf ausbleibende Frühjahrsniederschläge, wie etwa im Berichtsjahr.
Instandsetzungsarbeiten an Talsperren
Talsperren sind sensible Bauwerke, deren Standfestigkeit stets gewährleistet sein muss. Deswegen werden konstant erforderliche Instandsetzungsarbeiten durchgeführt. Dies betraf im Berichtsjahr z. B. den luftseitigen Mauerkronenrandstreifen der Oleftalsperre und die immerhin schon 80jährigen Fischbauchklappen des Staubecken Heimbachs. Bei Letzterem wurde zudem eine Sicherung an einem Abschnitt der Uferböschung erforderlich; hier verläuft neben dem Ufer auch ein Weg. Ebenso wurde eine Neugestaltung der Dammkrone des Paulushofdamms in Angriff genommen. Diese dient zum einen einer besseren Verkehrssicherung und stellt zum anderen auch eine touristische Inwertsetzung dar.
Unterhalt der Fließgewässer
Ebenso wie die Talsperren muss der Verband auch die Gewässer unterhalten. Hier wirkten sich Sturmschäden zu Pfingsten 2014 negativ aus, da zum Beispiel Bäume entwurzelt wurden und in oder über die Gewässer fielen. Hier mussten gegebenenfalls Räumungsarbeiten durchgeführt werden.
Renaturierung am Haarbach
Im Rahmen der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie und des Konzeptes zur naturnahen Entwicklung von Fließgewässern (KNEF) plante der Verband auch die Renaturierung des Haarbachs an einem Abschnitt des Haarbaches gegenüber der Kläranlage Eilendorf. Dazu waren im Frühjahr vorbereitend Bäume auf einer Wiese gefällt wurden, über die der Bach sich demnächst naturnah schlängeln wird. Dadurch wird eine eigendynamische Gewässerentwicklung in Gang gesetzt. Der Lauf des Gewässers wird an dieser Stelle von 380 auf 570 Meter verlängert. Im neu zu schaffenden Auenbereich werden Flutmulden angelegt, in denen das Wasser nach einer Ausuferung zurückbleibt. Diese dienen auch der Bereicherung der Lebensvielfalt am Bach.
Arbeiten auf Kläranlagen
Kontinuierliche Instandhaltungsarbeiten sind ein wesent-liches Aufgabenfeld im Bereich der Kläranlagen. So wurde das vierstraßige Schneckenpumpwerk des Zulaufbauwerks der Kläranlage Eschweiler komplett überholt. Dazu wurden die vier Förderschnecken entnommen und grundsaniert. Ebenso wurde das Bauwerk selbst saniert. In der Zwischenzeit wurde das Abwasser durch ein Ersatzzulaufpumpwerk in die Anlage gefördert, bis die Förderschnecken wieder eingesetzt werden konnten.
Ebenso wurden die Durchflussmessungen der Regenüberlaufbecken Auf Wissen Woog in Heimbach und Umkehr in Nideggen instandgesetzt und neu kalibriert.
Sanierungsmaßnahmen auf der Kläranlage Aachen-Soers
Bereits im vergangenen Jahr hatte der Wasserverband begonnen, auf der Kläranlage Soers im Zulaufbereich ein neues Rechengebäude zu errichten. Die alte Rechenanlage war altersbedingt verschlissen. Sie wurde ersetzt durch eine dreistraßige Anlage mit Grob- und Feinrechen, für die sich auch der Neubau eines Rechengebäudes als notwendig erwies. Eine unbebaute Fläche zwischen dem alten Gebäude und einem Regenüberlaufbecken vor der Einfahrt zur Kläranlage stellte dazu den benötigten Platz zur Verfügung. Die neue Rechenanlage konnte im Oktober dieses Jahres in Betrieb gehen. Das Rechenhaus selbst ist luftdicht verkapselt; zudem herrscht darin ein leichter Überdruck, der eventuelle Gerüche wieder in den Kanal zurückdrückt.
Ebenso wurde auf der Kläranlage Soers eine Optimierung der Belüfter in den biologischen Reinigungsbecken durch Austausch der alten Belüfterplatten am Beckenboden gegen neue, effizientere vorgenommen. Dadurch wird der Lufteintrag für die in dieser Reinigungsstufe eingesetzten Bakterien verbessert.
Als weitere Maßnahmen wurden noch neue Zentrifugen zur Eindickung des Klärschlamms installiert und die Filteranlage am Ende des Abwasserreinigungsprozesses saniert.
Zukünftige Umbauten auf der Kläranlage Düren
Die Kläranlage verfügt über eine mechanische Reinigungsstufe, bestehend aus Rechen, Sandfang und Vorklärung, über eine biologische Reinigung, eine Nachklärung und eine Filtration als weitergehende Reinigungsstufe. Die Schlammbehandlung besteht aus einer Faulung und einer eigenen Klärschlammverbrennungsanlage.
Die Anlage reinigt häusliche und in einem noch größeren Maß industrielle Abwässer vor allem aus der ortsansässigen Papierindustrie. Die Anlage ist für ca. 310.000 Einwohnerwerte ausgelegt. Die Messungen der letzten Jahre zeigen, dass die Stickstoff- und Phosphorfrachten dieser Bemessung durchaus entsprechen bzw. darunter liegen. Anders verhält es sich dagegen mit der organischen Belastung. Hier übersteigen die eingehenden Frachten teilweise massiv, in den letzten drei Jahren zeitweise um mehr als das Doppelte, die Bemessung der Anlage. Da es keine nennenswerte Bevölkerungszunahme im Einzugs-gebiet der Anlage gibt, kann dieses Phänomen auf eine gesteigerte industrielle Produktion zurückgeführt werden.
Durch temporäre Maßnahmen wie den zusätzlichen Eintrag von Luft sollen die Bakterien zu gesteigertem Kohlenstoffabbau angeregt werden. Die Bezirksregierung verlangt jedoch eine dauerhafte Lösung des Problems. Deshalb plant der Verband die Erweiterung der Kläranlage um ein Becken zur Kohlenstoffausschleusung. Dies würde zudem die Vorklärbecken überflüssig machen, die dann als ebenfalls geforderte Mischwasserstreckungsbecken weiter genutzt werden können.
Stabile Kosten der Schlammbehandlung in Düren
Der Wasserverband hatte auf der Kläranlage Düren drei Faulbehälter errichtet, um Faulgas zu gewinnen, aus dem elektrische und thermische Energie erzeugt wird. Die Investition sollte unter anderem den Einkauf von Strom verringern, da die Anlage nun zwei Drittel ihres Bedarfs selbst decken kann. Dadurch sollte für die Klärschlammentsorgung trotz der Investitionskosten Beitragsstabilität erreicht werden, die bei wachsenden Energiekosten auf dem freien Markt nicht zu erzielen gewesen wäre. Die Klärschlammentsorgungskosten, das zeigen die vorliegenden Zahlen, sind trotz steigender Entsorgungs- und Personalkosten im Schnitt der Jahre 2011-2013 bei vollem Betrieb der Faulung und der zugehörigen Blockheizkraftwerke im Vergleich zum Mittel aus 2006-2008 (vor dem Bau und der vollen Inbetriebnahme der Faulung) stabil geblieben, ja sogar geringfügig gesunken.
Gereinigte Abwassermenge und Reinigungskosten
Die gereinigte Jahresabwassermenge lag 2013 bei 125,05 Mio. m³. Damit bestätigte sich eine leicht rückläufige Tendenz der letzten Jahre. Die Kosten der Abwasserreinigung lagen 2013 bei 76 Cent pro Kubikmeter gereinigten Abwassers im Vergleich zu 74 Cent für 2013. Dabei macht sich bei sinkenden Abwassermengen natürlich auch ein höherer Fixkostenanteil bemerkbar; jedoch erzielten die Mitglieder auf der anderen Seite auch Einsparungen durch die geringere Kubikmeterzahl.
Haushaltsdaten des WVER
Auch im Berichtsjahr konnte der Schuldenstand des Verbandes weiterhin reduziert werden. In der konkreten Summe fiel dieser von 446,2 Mio. € auf 427,4 Mio. € nach Gegenrechnung von Tilgungen und Neuaufnahmen, was eine tatsächliche Verringerung um 18,8 Mio. € bedeutet.
Die Eigenkapitalquote stieg von 29,4 % auf 31,6 %. Damit erreichte der Verband den Korridor einer mindestens wünschenswerten Quote, die zwischen 30 und 50 % liegt.
Der Erfolgsplan des WVER für das Wirtschaftsplanjahr 2015 schließt ab mit 139.177.149 €, der Vermögensplan mit 103.666.922 €.
Beitragsentwicklung
Bereits seit 2004 besteht eine Beitragsbegrenzung auf 132 Mio. €, die der Verband von seinen Mitgliedern erhebt und die seinerzeit zwischen Verbandsrat und Verbandsführung vereinbart wurde. Diese wird auch für das Haushaltsjahr 2015 mit einem Beitragsvolumen von 131,87 Mio. € wieder eingehalten.
Neuer Internetauftritt
Der Wasserverband Eifel-Rur hat mit eigenen Kräften seinen Internetauftritt überarbeitet und mit einer Vielzahl von zusätzlichen neuen Informationen zur Abwasserreinigung, zu einzelnen Gewässern, zu Bauprojekten und zur Ausbildung versehen. Der neue Internetauftritt ist inzwischen unter der bisherigen Adresse www.wver.de „scharf geschaltet.“
Bericht des Verbandsratsvorsitzenden Paul Larue, Bürgermeister der Stadt Düren
Vortrag des WVER-Vorstands Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Firk
Blick in die Verbandsversammlung des WVER zum Jahresabschluss 2014 im Dürener "Haus der Stadt"